Schwierige Voraussetzungen für Minenräumung im Urwald

1 Januar 2019 /  Seraina Chowdhury
Kolumbien gilt als Paradies der Artenvielfalt, ist jedoch seit mehr als fünf Jahrzehnten von einem bewaffneten Konflikt betroffen, der zahlreiche Antipersonenminen und andere Sprengkörper zurückgelassen hat. Die FSD unterstützt die kolumbianischen Behörden bei der Räumung. Diese erfordert spezifische Praktiken, um die Ökosysteme des Landes nicht zu gefährden.

Kolumbien liegt in der subtropischen Zone des amerikanischen Kontinents. Es wird von den Anden durchquert und im Westen vom Pazifischen Ozean sowie im Norden vom Karibischen Meer begrenzt. Das südamerikanische Land ist für seine reiche Artenvielfalt, seine schneebedeckten Berge, seine trockenen und feuchten Wälder, seine Ebenen, seine Andenfeuchtgebiete und sogar seine Wüsten bekannt. Bis heute wurden in dem Land mehr als 50’000 Arten identifiziert.

Der bewaffnete Konflikt, der 1960 begann, hat tiefe Narben hinterlassen: Zahlreiche Antipersonenminen und andere Sprengkörper, die von den Regierungskräften und der Guerilla eingesetzt wurden, kontaminieren nach wie vor die Wälder und bedrohen sowohl die lokalen Gemeinschaften als auch die kolumbianische Fauna. Im Jahr 2010 begannen Nichtregierungsorganisationen damit, die Regierung bei ihren Minenräumungsbemühungen zu unterstützen, und erhielten drei Jahre später die offizielle Genehmigung selbst Minen zu räumen. Dann im Jahr 2016 unterzeichneten die kolumbianische Regierung und die Guerillagruppe FARC ein Friedensabkommen. Dieses trug zur Verbesserung der Sicherheitsbedingungen bei und ermöglichte die Einführung bewährter Praktiken im Bereich der humanitären Minenräumung. Zudem wurde ein Gesetz verabschiedet, welches das Ziel verfolgt, die Umweltauswirkungen von humanitären Minenräumaktionen auf dem gesamten Staatsgebiet und insbesondere in Gebieten von hohem ökologischen Wert und mit besonderem Schutzbedarf, zu verringern.

Für Minenräumer·innen ist die Arbeit in Kolumbien in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Das Auffinden von Sprengstoffen in dicht bewachsenen Gebieten ist nicht einfach. Minensuchhunde können hier aushelfen, aber ihre Ausbildung ist langwierig und teuer. Eine weitere Schwierigkeit ist die Vielfalt der Minen, die in Kolumbien gelegt wurden: Einige sind einfache Geräte, die durch einen einfachen Druckschalter aktiviert werden. Es gibt aber auch komplexere Geräte, die elektronische Schaltkreisen und Zeitschaltuhren nutzen und zum Teil fernbedienbar sind. Letztere erfordern hochqualifiziertes Personal und können nicht von traditionellen Minenräumer·innen entfernt werden.

Ein weiterer Faktor, der die Minenräumung in Kolumbien verlangsamt, ist ein Gesetz, welches die Verwendung von kommerziellen Sprengstoffen zur Zerstörung explosiver Kriegsmunitionsrückstände verbietet. Die kolumbianische Regierung befürchtet, dass diese für andere Zwecke verwendet werden könnten. Deshalb müssen Alternativen zur Zerstörung der Minen gefunden oder aber eine Kooperation mit den kolumbianischen Sicherheits- oder Polizeikräften angestrebt werden.

Seit 2016 führt die FSD mit Unterstützung des Aussenministeriums der Vereinigten Staaten ein Programm zum Kapazitätsaufbau im Bereich der Minenräumung durch. Dabei leistet die FSD strategische Hilfe und technische Beratung für die kolumbianische Minenräumungsbehörde, die Teil des Büros des Hohen Kommissars für Frieden (Oficina del Alto Comisionado para la Paz) ist. Die Unterstützung erstreckt sich auf verschiedene Bereiche: die verschiedenen Methoden der Minenräumung, Umweltnormen, Landfreigabe, mechanische Minenräumgeräte, Minensuchhunde und andere minenbezogene Fragen. Die FSD organisiert darüber hinaus technische Workshops und richtet Computerplattformen für die Verbreitung von Daten und Informationen über Minenräumungsaktionen ein.

Trotz der vielen Hindernisse, mit denen Kolumbien bei der Minenräumung zu kämpfen hat, ist die FSD zuversichtlich, dass das Land in den kommenden Jahren komplett von Minen befreit werden kann. Um dieses Ziel so schnell wie möglich zu erreichen, werden die Expert·innen der FSD den kolumbianischen Behörden und Politiker·innen weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen.