Minenräumung in der Ukraine: Wettlauf gegen die Zeit
Im Frühling werden derartige Unfälle mutmasslich weiterhin zunehmen. Die FSD hat ihr Personal erheblich aufgestockt und die Einsatzgebiete erweitert, um die Risiken der betroffenen Bevölkerung zu vermindern und die Wiederaufnahme der Landwirtschaft zu ermöglichen. Derzeit sind Teams in den Provinzen von Tschernihiw, Charkiw und Mykolajiw im Einsatz.

«Mit der Einkehr des Frühlings häufen sich zumeist Unfälle im Kontext von Minen und anderen explosiven Kriegshinterlassenschaften», warnt FSD-Direktor Hansjörg Eberle. In der Ukraine, wo ein Drittel des Territoriums kontaminiert ist, könnte die Wiederaufnahme von Aktivitäten im Freien wie Pilzesammeln und Picknicken zahlreiche Opfer fordern. «Zudem geht die Rückkehr von Binnenflüchtlingen mit der wärmeren Jahreszeit Hand in Hand. Diese Menschen sind mit den Gefahrenzonen und den Explosivkörpern in ihren Heimatdörfern noch nicht vertraut und somit einem höheren Risiko ausgesetzt», ergänzt Hansjörg Eberle.

Zudem wird die Minenräumung mit jedem Tag anspruchsvoller, da Minen, Geschosse, Streumunition und andere Kampfmittel durch die wachsende Vegetation verdeckt werden und somit ihre Lokalisierung erschwert wird.
«Metalldetektoren dürfen nicht mehr als fünf Zentimeter über dem Boden eingesetzt werden, um die erforderliche Detektionstiefe zu erreichen», erläutert Alex van Roy, stellvertretender Operationsleiter der FSD. «Die Gräser und Büsche müssen deshalb sehr vorsichtig geschnitten werden, bevor die Minenräumungsarbeiten beginnen können. Dies stellt eine beträchtliche Aufgabe dar, da die Vegetation im Sommer sehr dicht ist und oft über Hüfthöhe hinausgeht.»

Der Internationale Tag der Minenaufklärung ist ebenfalls eine Gelegenheit, daran zu erinnern, dass es trotz dieser Namensgebung nicht nur um Minen geht. Antipersonenminen stellen für die Zivilbevölkerung eine aussergewöhnliche Gefahr dar. Jedoch gilt dies auch für andere Explosivkörper, wie etwa Blindgänger, die beim Aufprall nicht wie vorgesehen explodiert sind und nun selbst auch bei kleinster Berührung zur Detonation gebracht werden können.
«Bereits nach ihrer Anfertigung haben Bomben, Geschosse, Raketen und andere Munitionen eine erwartete Ausfallquote von circa einem Prozent. Danach werden sie über Hunderte von Kilometern transportiert, tagelang im Regen oder Schnee gelagert, bevor sie schlussendlich abgefeuert werden», erklärt Alex van Roy. «Dabei ist zu beachten, dass Munition teilweise jahrzehntelang gelagert wird, bevor sie letztendlich eingesetzt wird. Somit erhöht sich die Ausfallquote leicht auf 10 % oder sogar mehr, je nach Beschaffenheit des Aufprallortes. In den weichen, fruchtbaren Böden der Ukraine kommt es sogar noch häufiger vor, dass die Munition beim Aufprall nicht explodiert.»

Die Kontamination der Ukraine ist aufgrund ihres Ausmasses und der Vielfalt der verwendeten Kampfmittel eine immense Herausforderung. Wir sollten nicht vergessen, dass Minen, Blindgänger und andere Explosivkörper auch in 60 weiteren Ländern eine ständige Bedrohung für die Bevölkerung darstellen.

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