Unbeabsichtigte Explosionen: Welche Verhaltensweisen sind riskant?
Da jedes dritte Land der Welt durch Landminen und explosive Kampfmittelrückstände verseucht ist, gibt es jedes Jahr immer noch Tausende von Opfern. Aber welche gefährlichen Verhaltensweisen führen zu Unfällen?
1. Spielen in kontaminierten Gebieten
Kinder sind von Natur aus neugierig und lieben es, zu erforschen und alles aufzuheben, was ihnen interessant erscheint. Aber in Kriegsgebieten kann diese Neugier teuer bezahlt werden. Landminen und explosive Überreste gibt es in den unterschiedlichsten Formen und Farben, und einige sehen sogar aus wie Alltagsgegenstände. Ein Kind kann etwas vom Boden aufheben, das es für ein Plastikspielzeug hält, und durch eine einfache Berührung die Explosion auslösen.
Auch Jugendliche sind gefährdet, insbesondere Jungen, die die Mehrheit der minderjährigen Opfer ausmachen. Für sie werden diese Sprengkörper zu einer Herausforderung, einem riskanten Spiel, das sie zu kontrollieren glauben. Sie können versucht sein, mit einem Stock auf die Sprengkörper einzuschlagen oder sie anzuzünden und so eine Explosion zu verursachen, die sie das Leben kosten kann.
Eine aktuelle Studie der UNICEF hat eine alarmierende Zahl aufgedeckt: 53 % der ukrainischen Jugendlichen legen trotz der Warnungen vor Landminen und nicht explodierter Munition riskante Verhaltensweisen an den Tag. Sie sind sich der Gefahr bewusst, aber die Versuchung bleibt gross. Präventionskampagnen sind wichtiger denn je, um sie daran zu erinnern, dass Spielen angesichts explosiver Kampfmittelrückstände tödlich sein kann.
Ich mache mir besonders Sorgen um Kinder, die explosive Gegenstände mit Spielzeug verwechseln.
2. Bedürfnisse vor Sicherheit
In Post-Konflikt-Situationen hat das Überleben oft Vorrang vor der Sicherheit vor Sprengkörpern. Daher entscheiden sich einige Bäuerinnen und Bauern, deren Felder verseucht sind, dafür, das Risiko einzugehen, um ihre Familien ernähren zu können. Denn der Verzicht auf die Bewirtschaftung ihres Landes hätte andere verheerende Folgen. Ebenso gehen diejenigen, die kontaminierte Gebiete betreten, um an Ressourcen wie Wasser oder Brennholz zu gelangen, oder die explosive Kampfmittelreste sammeln, um deren Metallkomponenten zu verkaufen, extreme Risiken ein. Diese Praktiken, die durch eine verzweifelte wirtschaftliche Situation bedingt sind, verstärken die Vulnerabilität der Menschen. Es ist von entscheidender Bedeutung, gefährdete Menschen auf die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, aufmerksam zu machen und ihnen alternative Lösungen anzubieten, die es ihnen ermöglichen, ihre Bedürfnisse zu erfüllen, ohne sich solchen Risiken auszusetzen.
Im Gespräch mit einigen Bewohner·innen wurde uns klar, dass sie, wie viele Ukrainer·innen, nicht auf diese neue Realität vorbereitet waren.
3. Minenräumung in eigener Regie
Manche Menschen versuchen, Sprengkörper selbst zu entschärfen oder zu entfernen, weil sie glauben, die Situation unter Kontrolle zu haben. Aber die Handhabung, das Vergraben oder die Vernichtung der Sprengkörper sind mit extremen Gefahren verbunden. Diese Verhaltensweisen werden oft durch Vorurteile und falsche Vorstellungen über Landminen und explosive Kampfmittelrückstände gefördert, wie z. B. die Vorstellung, dass ein über Jahre begrabenes Gerät nicht mehr gefährlich sei, dass jede Landmine sicher versetzt werden könne oder dass der Umgang mit Panzerabwehrminen harmlos sei. Ohne angemessene Ausbildung und Ausrüstung sind die Menschen enormen Risiken ausgesetzt.
Es ist nicht unüblich, dass mir Leute während einer Risikoaufklärungsveranstaltung sagen: ‘Ich habe keine Angst, ich kann auf mich selbst aufpassen.’ In solchen Fällen ist es wichtig, die Diskussion fortzusetzen, um vorgefasste Meinungen aufzulösen.
Die Arbeit unserer Risikoaufklärungsteams ist von höchster Bedeutung. Sie klären die Gemeinschaften über die sie umgebenden Gefahren auf, beseitigen falsche Vorstellungen und vermitteln überlebenswichtige Massnahmen, bis ihr Land endlich von dieser stillen Bedrohung befreit ist.
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