Jedes Jahr werden in Kolumbien Zivilisten durch Explosionen verstümmelt oder gar getötet. Sechs Jahrzehnte Bürgerkrieg haben dazu geführt, dass das Land mit Landminen und Blindgängern übersät ist. Solche Unfälle sind wahre Schicksalsschläge für die Betroffenen und auch ihre Familien. Alles ändert sich von einem Tag auf den anderen. Neben den physischen Einschränkungen (Amputationen), müssen die Überlebenden auch mit weiteren Konsequenzen, wie dem Verlust des Arbeitsplatzes zurechtkommen. Sie werden oft gesellschaftlich isoliert, da sie ihren Teil nicht mehr beitragen können und nur mehr als Belastung wahrgenommen werden.
Ismaelina Burbano (rechts), eine Überlebende eines Minenunfalls, lebt mit ihrer Cousine und deren Familie. Sie mussten vor dem Konflikt nach Bogotá fliehen.
m Jahr 2022 rief die FSD ein Projekt zur sozioökonomischen Wiedereingliederung von Minenopfern ins Leben. Diese Eingliederung soll durch Wiedererlangung ihrer ökonomischen Kompetenzen erfolgen, in diesem Fall durch den Anbau von Gemüse und Kräutern. Das Konzept sieht wie folgt aus: Die FSD stellt die notwendige Ausrüstung zur Verfügung, kümmert sich um die Installation von hydroponischen Systemen auf den Balkonen/ Innehöfen der Überlebenden und schult sie folglich im Umgang mit diesen. Anschliessend sollen die Produkte auf den Märkten und an Restaurants in der Umgebung verkauft werden.
Andrés Jaramillo, Leiter des FSD-Opferhilfeprojekts in Bogotá, bezieht Ismaelina eng mit ein in die Planungen.
Im Juli ermittelte die FSD eine Reihe potenzieller Begünstigter in der Region Bogotá und untersuchte die Möglichkeit, Anbausysteme bei Ihnen zu Hause einzurichten. Schliesslich konnte mit dem individualisierten Einbau der Systeme begonnen werden. Dies geschah in Abstimmung mit der Abteilung für Opferhilfe der kolumbianischen Regierung und der lokalen NPO SEREZA.
Dieses Gerüst ist mit einem Wassertank gekoppelt. Mit Nährstoffen versetztes Wasser strömt durch die Rohre und versorgt die Pflanzen mit ausreichend Wasser. So kann auf kleinem Raum noch effizienter gearbeitet werden.
Im August wurden so urbane Gärten für fünf Begünstigte angelegt. Unter ihnen war Jair Rivera, der bei einem Minenunfall seinen rechten Arm, einen Teil seiner linken Hand und ein Auge verloren hatte. Jair baute damals noch in der Region Tolima Quinoa an, eine Tätigkeit, die er heute in diesem Ausmass nicht mehr ausüben kann. Trotz seiner Einschränkung, ist er nun wieder in der Lage den Anbau von 350 Salatpflanzen zu betreuen und sich schlussendlich um die Ernte zu kümmern.
Yaneth Celis entschied sich für den Anbau verschiedener asiatischer Salatsorten.
Im September und Oktober pflegten die Begünstigten ihren Gemüsegarten sorgfältig. Unsere Teammitglieder haben sie kontinuierlich besucht, um den Fortschritt zu prüfen. Im November war es bereits an der Zeit, zu ernten.
Yaneth ist sehr zufrieden mit ihrer Ernte. Eine erste Kooperation kam bereits zustande.
Ihre Ergebnisse übertrafen alle Erwartungen: Sie konnte Anfang November eine erste Ernte (Senfkörner, Chinakohl und Misuna, einem japanischen Kohl) einfahren und Ende des Monats sogar eine zweite. Alles wurde innerhalb weniger Tage verkauft und Yaneth wurde vom Restaurant Chamánico gebeten, regelmässig Salate zu liefern.
Unter dem Markennamen FRESCA werden die Produkte nun vertrieben.
Um den Begünstigten zu helfen, ihre Produkte zu vermarkten und ein stabiles Einkommen aus dieser neuen Tätigkeit zu erzielen, hat die FSD die Marke FRESCA (Familias Resilientes al Conflicto Armado) geschaffen, unter der die Salate und die angebauten Kräuter verkauft werden. Aufgrund des Erfolgs dieses Pilotprojekts sollen weitere Begünstigte im Raum Bogotá von dieser Initiative profitieren. Eine ähnliche Strategie könnte auch in ländlichen Gebieten des Landes in Form von Gemeinschaftsgärten umgesetzt werden.