In den letzten 10 Jahren hat sich die Drohnen-Technologie rasant weiterentwickelt und ihre Einsatzmöglichkeiten haben sich vervielfacht. Drohnen sind mittlerweile in der Lage Fenster zu reinigen, Essen zu liefern oder auch Medikamente und Impfstoffe in unzugängliche Gebiete dieser Welt zu befördern. Könnten Drohnen in Zukunft sogar das klassische Minenräumteam ersetzen? Ein Interview mit Matt Wilson, dem Einsatzleiter der FSD.
Könnte eine Drohne eingesetzt werden, um Minen aus der Ferne zu orten und zu sprengen?
“Das klingt fast zu gut um wahr zu sein, da auf diese Weise Minenräumerinnen und Minenräumer geschützt und Kosten gesenkt werden könnten. So einfach ist es in der Praxis jedoch leider nicht.
Drohnen können theoretisch auf drei Arten bei der Ortung von Minen eingesetzt werden. Eine Möglichkeit besteht darin, Drohnen mit optischen oder Infrarotkameras auszustatten, die in einigen Minenfeldern Muster auf der Bodenoberfläche oder in der Vegetation erkennen können. Die Technik ist jedoch (noch) nicht einsetzbar und funktioniert in den meisten Arten von Minenfeldern nicht.
Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Drohnen mit Magnetometern (Metalldetektoren). Untersuchungen haben gezeigt, dass Minen mit diesem Gerät erkannt werden können, allerdings nur unter bestimmten Testbedingungen. Die Drohne muss in Bodennähe, über gleichmäßigem und flachem Boden ohne Vegetation eingesetzt werden. Unter realen Bedingungen wurden noch keine zuverlässigen und konsistenten Ergebnisse erzielt.
Eine dritte Option ist es die Verwendung von Drohnen mit bodendurchdringendem Radar. Dies hat sich als effektiver erwiesen, aber der Detektor darf sich hierbei nur maximal einen Meter über dem Boden befinden (was sich technisch als schwierig herausstellt), und der Boden muss trocken und homogen sein.
Detektoren aller Art sind zudem recht schwer: Die Anbringung an Drohnen erfordert eine Balance zwischen Erkennungseffizienz und Einsatzdauer.
Die Ortung von Minen mit Hilfe von Drohnen gilt als vielversprechend, jedoch steckt sie noch in den Kinderschuhen. Deshalb kommt die Fernzündung von Minen durch eine Drohne noch nicht in Frage. Der Abwurf einer Sprengladung von einer Drohne aus ist nicht präzise genug. Es könnte zu einer nur partiellen Zerstörung der anvisierten Mine führen, was diese noch gefährlicher machen würde. Ausserdem erzeugen solche Detonationen eine Menge Trümmer, was zu Unstimmigkeiten bei der Erkennung und Beseitigung von Minen im gesamten Minenfeld führen würde.”
Wie können Drohnen dann heutzutage in der Minenräumung eingesetzt werden?
“Drohnen können am besten bei der Untersuchung des potenziellen Vorhandenseins von Sprengkörpern in einem großen Gebiet angewendet werden, was im Jargon als „nicht-technische Untersuchung“ bezeichnet wird. Dies geschieht traditionell durch Gespräche mit Einheimischen, die möglicherweise von Unfällen oder dem Tod von Weidetieren berichten, oder durch das Studieren alter Militärkarten. Diese Taktik ermöglicht es dem Team, einen großen Rahmen um verdächtige Gebiete zu ziehen. Wenn der Rahmen an Genauigkeit gewinnt, können einige Bereiche ausgeklammert werden, wodurch das noch betroffene Gebiet übersichtlicher wird und anschliessend schneller (und billiger) geräumt werden kann.
Eine Drohne kann bei der Minenidentifikation möglicherweise auf zwei Arten helfen. Erstens mit Unterstützung von Luftaufnahmen und Kartierungen, die Muster im Gelände zeigen können, welche auf den Minenstandort hindeuten. Zweitens ist es möglich, wenn die Bedingungen passen (flacher, gleichmäßiger Boden, keine/wenig Vegetation usw.), eine mit einem Metalldetektor ausgestattete Drohne einzusetzen, um ein besseres Bild möglicher vergrabener Minen zu erhalten – dies ist in Ländern wie dem Irak und Syrien sehr häufig der Fall, wo die „Minen“ eigentlich improvisierte Sprengkörper mit großen Mengen an Metall sind. Derzeit ersetzt dies nicht das anerkannte und autorisierte Verfahren, aber es könnte dazu beitragen, den Prozess in Zukunft schneller, billiger und sicherer zu machen.”
Setzt die FSD Drohnen bei ihren Einsätzen ein?
“Wir haben schon sehr früh, im Jahr 2012, Drohnen in Libyen getestet. Von 2013 bis 2015 war die FSD dann Teil eines grossen, von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) finanzierten Forschungsprojekts, das unter anderem die Verwendung von Satellitenbildern für die Minenbekämpfung untersuchte.
Wir haben uns bisher dafür entschieden, bei den meisten unserer Einsätze keine Drohnen zu verwenden, da dies momentan wenige Vorteile mit sich bringt. Wir beabsichtigen jedoch, Drohnen im Irak einzusetzen. Als schwierig gestaltet es sich vor allem die Ausrüstung tatsächlich in das Land zu bringen. Anzumerken ist auch, dass der Einsatz von Drohnen in vielen Programmen aufgrund von Sicherheitsbedenken der nationalen Behörden eingeschränkt werden kann – die Regeln für den Einsatz von Drohnen werden immer strenger.
Dennoch hat die FSD Drohnen bei ihren Umweltsanierungsprojekten in Tadschikistan ausgiebig eingesetzt. Sie halfen unseren Teams, eine Modellierung des Geländes zu erstellen und zu verstehen, wie das Grund- und Oberflächenwasser in Bezug auf die Verschmutzung fliesst. Die gesammelten Informationen über die Verschmutzungsstellen erlauben es uns, effiziente Sanierungsmassnahmen zu entwerfen und einen Datensatz zu erstellen, mit dem das Gelände und die Verschmutzung längerfristig verfolgt und überwacht werden können.
En 2016, la FSD a également produit une étude visant à améliorer l’utilisation de drones dans les activités humanitaires en général.
Die FSD legt großen Wert darauf, Zeit und Energie in Forschung und Innovation in ihren Einsatzbereichen zu investieren, darunter speziell in der Minenräumung: Die Organisation beteiligt sich seit fünf Jahren an FindMine, einem Projekt der Urs Endress Stiftung, an dem drei Universitäten aus der Schweiz und Deutschland beteiligt sind.”
Was kann man sich für die nächsten 10 Jahre bezüglich Drohnen und Minenbekämpfung erhoffen?
“Im Idealfall könnten Drohnen in 10 Jahren zur regulären Ausrüstung aller Minenuntersuchungsteams gehören – also derjenigen, die für die Lokalisierung der kontaminierten Gebiete zuständig sind. Basierend auf den Fortschritten des FindMine-Projekts können wir uns in den 2030er Jahren eine Minenräumungsdrohne mit den folgenden Eigenschaften vorstellen:
– Ausgestattet mit einer Kombination von Detektoren: optische und Infrarotsensoren, Magnetometer und Bodenradar;
– Mit verbesserter Bodenradartechnik für bessere Ergebnisse in Mischböden;
– Leichtes Gewicht, für längere Flugdauer;
– Überwinden von Hindernissen in hügeligem/abfallendem/unebenem Gelände und bei starker Vegetation;
– Kostet weniger als USD 20.000;
– Einfach zu bedienen, auch von einem Team ohne fortgeschrittene Analyse- oder Drohnenschulung;
– Zugelassen (durch Feldtest und Akkreditierung) als offizielles Vermessungsinstrument für Mineneinsätze.”