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Afghanistan

Die FSD arbeitet seit mehr als 20 Jahren in Afghanistan. Die Organisation beseitigt Minen und explosive Kriegsüberreste und unterstützt die Minenopfer mit sozioökonomischen Projekten.

Explosive ordnance risk education for children in Afghanistan

Ein FSD-Minenräumer führt nach der Aushebung eines Grabens eine Qualitätskontrolle durch. (Afghanistan, 2024)

Afghanistan

Kontext

Afghanistan ist eines der am stärksten von Minen und explosiven Kriegsüberresten belasteten Länder. Dies ist das tödliche Erbe von fast vier Jahrzehnten bewaffneter Auseinandersetzungen. Seit 1989 sind ungefähr 45’000 Zivilpersonen durch Minen oder explosive Kriegsüberreste getötet oder verletzt worden. Die meisten Opfer sind Kinder.

Die FSD ist in der Provinz Badakhshan im Nordosten des Landes tätig, wo sehr viele Unfälle passieren. Die schwer zugängliche Region ist durch eine Bergkette vom Rest Afghanistans getrennt und für die internationale Hilfe kaum erreichbar. Die FSD ist auch in den Provinzen Kunduz und Balkh an der Grenze zu Tadschikistan aktiv.

Viele Unfälle ereignen sich mit sogenannten „Schmetterlingsminen“ aus grünem Plastik, die während dem Konflikt in den 80er Jahren aus sowjetischen Helikoptern abgeworfen wurden. Man schätzt, dass im ganzen Land immer noch mehr als eine Million dieser Minen herumliegen.

Die humanitären Aktionen im Land sind seit der Machtübernahme der Taliban 2021 erschwert: gewisse Finanzierungen wurden ausgesetzt, Grenzen geschlossen und die Sensibilisierungskampagnen für die Gefahr durch Minen erreichen Mädchen über 12 Jahren kaum mehr.

Einige Kinder müssen verminte Gebiete durchqueren, um zur Schule zu gelangen.

Said Omar

Schuldirektor

Said-Omar
Afghanistan

Minenräumung

Die FSD lokalisiert und zerstört Antipersonenminen und nicht explodierte Munition, Relikte der sowjetischen Besatzung. Mehr als 4 Millionen Quadratmeter ehemalige Kampfzonen und Minenfelder sind bis heute gesichert worden, was die Neutralisierung von mehr als 45’000 Sprengkörpern beinhaltet.

Two deminers on the mine clearance line in Afghanistan
Afghanistan

Aufklärungskampagnen

In den noch nicht entminten Zonen führen die Teams der FSD Sensibilisierungskampagnen durch, damit die Bewohner und Bewohnerinnen gefährliche Sprengkörper erkennen und sichere Verhaltensweisen lernen, durch die Unfälle verhindert werden können. Die am stärksten gefährdeten Gruppen sind Hirten und Kinder.

Mehr als 100’000 Afghanen, Männer, Frauen und Kinder, sind so in den Dörfern und Schulen über die Gefahren und sicheres Verhalten aufgeklärt worden.

A group of Afghan men educated about mine dangers
Afghanistan

Minenopferhilfe

Seit 2018 profitiert die FSD von ihren guten Kontakten mit den lokalen Gemeinschaften, um die Bedürfnisse der Überlebenden von versehentlich ausgelösten Explosionen zu erfassen und ihnen gezielte Unterstützung zu bieten. Das Ziel ist ihre sozioökonomische Wiedereingliederung, damit sie besser für ihre Familie sorgen können. Punktuell leistete die FSD auch logistische Unterstützung, damit den Minenopfern in einem vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes geführten Spital in Faizabad Prothesen angepasst werden konnten.

Um die sozioökonomische Wiedereingliederung der Überlebenden zu unterstützen, erhielten fünf von versehentlich ausgelösten Explosionen verletzte Frauen Nähmaschinen und eine Ausbildung als Schneiderin; fünf Männer liessen sich zu Imkern ausbilden und bekamen Bienenstöcke. Dies ermöglichte ihnen auf eine ihrer Beeinträchtigung angepasste Art wieder Geld zu verdienen.

Mehr als 500 Minenopfer haben bisher von der Hilfe der FSD auf der Basis von individueller Bedürfniserhebung, dem Zugang zu medizinischer Versorgung oder sozioökonomischen Unterstützung profitiert.

Mine accident survivor, Afghanistan
Chronologie

Die FSD in Afghanistan

Auf Anfrage des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen für die Koordination der humanitären Projekte beteiligte sich die FSD 2001 an der Minenräumung in der Provinz Kandahar im Südosten des Landes.

Zehn Jahre später wurde ein zweites Minenräumungsprojekt und eine Sensibilisierungskampagne über die Gefahren von Minen in der abgelegenen Provinz Badakhshan im Nordosten des Landes an der Grenze zu Tadschikistan realisiert. Das Projekt umfasste sowohl Minenräumung als auch Risikosensibilisierung.

Aufgrund der Einschränkungen wegen Covid-19 und des Regierungswechsels 2021 mussten Änderungen durchgeführt werden. Im Jahr 2022 wurde eine neue Operationsbasis in Kunduz eröffnet, was es erlaubte, zusätzliche Minenräumungsteams in die Region und in die Nachbarprovinz Balkh zu entsenden.

Bei ihren Treffen mit den lokalen Gemeinschaften über viele Jahre hinweg trafen die Teams der FSD auf zahlreiche Minenopfer in einer wirtschaftlich und sozial katastrophalen Lage ohne jegliche Unterstützung. Nach einem Aufruf zu privaten Spenden konnte 2019 ein Unterstützungsprogramm gestartet werden. Dieser Aufruf erwies sich als grundlegend für die Fortsetzung der humanitären Arbeit der FSD, weil sich als Folge des Regierungswechsels 2021 mehrere wichtige Geldgeber zurückzogen. Dank der Wiederaufnahme der Finanzierung eines internationalen Geldgebers konnte unser Kampf gegen Minen bis 2012 weitergeführt werden.

Das Programm der FSD in Afghanistan wird vom US-Aussenministerium und privaten Spendern finanziert.

Aktuelles

Neues aus Afghanistan

Women in Afghanistan sewing clothes for the local market.

NEUE HOFFNUN IN AFGHANISTAN

In den abgelegenen Bergen Nordost-Afghanistans änderte sich das Leben der 18-jährigen Hnfna für immer, als sie beim Holzsammeln in ein Minenfeld trat und dabei einen Fuss sowie einen Teil ihres Beins verlor. Mit der Unterstützung von FSD fand Hnfna neue Perspektiven, nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Familie.
Equipment test

🧐 CHECKLISTE FÜR MINENRÄUMER

Das Überprüfen der Ausrüstung ist ein entscheidender Schritt der Minenräumung, um die Sicherheit unserer Teams zu gewährleisten. Mehrmals am Tag überprüfen die Minenräumer·innen die Funktionstüchtigkeit ihres Detektors, indem sie ihn an einem Metallstück testen.

Explosive ordnance risk education for children in Afghanistan

WARUM TRAGEN MINENRÄUMER·INNEN KNIESCHÜTZER?

Bei jedem Signal ihres Detektors müssen sich unsere Minenräumer·innen hinknien, um den Boden sorgfältig zu untersuchen. Manchmal ist es nur ein harmloses Stück Metall, das den Alarm ausgelöst hat, aber bis es als sicher bestätigt ist, ist es eine potenzielle Gefahr.

Zentimeter für Zentimeter

Im Jahr 2023 haben unsere Teams in Afghanistan 452.325 m² Land entmint und 1.814 Kampfmittel und Blindgänger vernichtet.

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Jeden Monat liefern wir Antworten auf eure Fragen.

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An FSD deminer in blue protective vest and visors conducts manual landmine clearance at Khamadoni