Explosionen unterschiedlichen Ursprungs führen jedes Jahr zu schwerwiegenden Verletzungen oder stellen gar die Todesursache tausender Zivilisten dar. Verantwortlich dafür sind verschiedene Arten von Waffen und Munition; knapp die Hälfte dieser Vorfälle werden jedoch durch sogenannte “improvisierte Sprengsätze” verursacht, also solchen die mit Hilfe alltäglicher Gegenstände gefertigt wurden. Die FSD konnte im vergangenen Jahr 1.452 dieser günstig produzierbaren Sprengsätze neutralisieren.
Kriegsroboter, bewaffnete Drohnen, Cyberangriffe: Der rasante Fortschritt der Technik verändert die Zukunft der Kriegsführung massgeblich. Dennoch fordern nicht-kommerzielle bzw. selbstgebastelte Waffen bislang noch immer die meisten Leben. Je nach Kenntnisstand des Herstellers und verfügbarem Material können diese improvisierten Sprengsätze sehr simpel oder extrem ausgeklügelt konzipiert und produziert worden sein. Beispielsweise sind manche mit einem Fernzünder ausgerüstet, der durch ein Handy aktiviert werden kann.
Nach den von der gemeinnützigen Forschungseinrichtung Action on Armed Violence (AOAV) zusammengestellten Zahlen wurden letztes Jahr letztes Jahr improvisierte Sprengsätze (“IEDs”) von 19 bewaffneten Gruppen in 36 Ländern eingesetzt. Afghanistan und der Irak sind dabei am stärksten betroffen. Diese Sprengsätze gibt es in verschiedenen Varianten und spiegeln somit die Vielfalt der “traditionellen” Waffen wider: Raketenwerfer und Mörser, aber auch Bomben treten oftmals in unkonventioneller Form im Kriegsfeld auf. Anti-Personen- und Anti-Fahrzeug-Minen bilden da keine Ausnahme, solche werden in diesem Fall dann als “improvisierte Minen” bezeichnet.
Eine Mine ist ein Sprengkörper, der durch die Anwesenheit einer Person oder eines Fahrzeugs ausgelöst wird. Einige sind so konstruiert, dass sie explodieren, wenn man auf sie tritt oder durch einen Stolperdraht läuft. Minen sind nach dem humanitärem Völkerrecht verboten, da sie wahllos explodieren und nicht in Betracht ziehen ob ein Soldat oder Kleinkind der Auslöser ist. Dies gilt sowohl für konventionelle als auch für handwerklich hergestellte Minen.
Solch ein Sprengsatz besteht in der Regel aus fünf Komponenten: einer Sprengladung, einer Sprengkapsel, einem Zündschalter, einer Stromquelle und einem Behältnis. Im Irak hat die Terrormiliz ISIS Hunderttausende von improvisierten Minen hergestellt, wobei Sprengstoff aus Düngemittel und anderen frei erhältlichen Handelsprodukten, einfache 9-Volt-Batterien und Kanister oder Plastikboxen als Behälter verwendet wurden. Den Grossteil davon hat sie vergraben oder zwischen Pflanzen versteckt, damit diese nicht direkt erkannt werden. Ausserdem platzierten Mitglieder der ISIS diese Provisorien in Gebäuden so, dass sie durch das Öffnen einer Tür oder das Anheben eines Gegenstands, beispielsweise einer Puppe, ausgelöst werden.
Für Minenräumerinnen und Minenräumer besteht in der Arbeit mit improvisierten Sprengsätzen erhöhte Gefahr. Da sie ausserhalb der Industriestandards gefertigt werden, können sie über eine endlose Vielfalt an Formen, Grössen und Auslösern annehmen. Selbstgebaute Sprengstoffe können zudem empfindlicher auf Reibung, Hitze oder Bewegung reagieren und weniger solide sein als militärische Sprengstoffe. Schliesslich haben einige improvisierte Sprengsätze zwei oder sogar drei Schalter. Diese sind speziell auf die entschärfende Person ausgerichtet, die den ersten Schalter entfernt. Irrtümlich in dem Glauben die Gefahr bereinigt zu haben, bleibt der zweite Zünder noch aktiv.
Aus diesem Grund werden Sprengsätze dieser Art, auch nach der Neutralisierung, mit Hilfe von Kabeln aus der Ferne zur Detonation gebracht. Expertinnen und Experten müssen besonders geschult werden, um eine risikolose Annäherung und Freilegung gewährleisten zu können.
Die FSD konzentriert ihre Aktivitäten im Irak auf die Sicherung und Beseitigung dieser improvisierten Minen. Bis heute haben unsere Minenräumer fast 15.000 dieser gefährlichen Objekte zerstört.